Mit der NRW-Spitzenförderung erhalten qualitativ herausragende Ensembles der Freien Darstellenden Künste aus Nordrhein-Westfalen zusätzliche Planungssicherheit und Unterstützung für ihre weitere künstlerische Profilierung. Die Förderung ist auf drei Jahre angelegt. Sie richtet sich an Ensembles mit bundesweiter bis internationaler Ausstrahlung, die sich künstlerisch über Jahre bewährt haben und über professionelle Netzwerk- und Partnerstrukturen verfügen, die ihre Arbeit stützen. Ensembles, die drei Mal die Spitzenförderung erhalten haben, steigen nach erneuter Juryberatung in eine mit 100.000 Euro dotierte Exzellenzförderung auf.
Die Auswahl
Aus insgesamt 25 Bewerbungen haben sich laut Fachjury, bestehend aus dem Kulturministerium und vier Tanzexpert:innen, acht Kompanien der freien Szene für die Spitzenförderung, sowie zwei für die Exzellenzförderung Tanz qualifiziert. Weiterhin Spitzenförderung erhalten demnach Alexandra Waierstall, fabien prioville dance company und HARTMANNMUELLER aus Düsseldorf, Overhead Project, DIN A13 – Gerda König und Reut Shemesh aus Köln sowie Polymer DMT/ Fang Yun Lo aus Essen. Erstmalig ist das Künsterduo deufert&plischke aus Schwelm in diese Förderriege aufgenommen worden.
Die Exzellenförderung geht weiterhin an bodytalk aus Münster, und erstmals ist die Bonner Kompanie CocoonDance (Bonn) zu den Exzellenzgeförderten aufgestiegen, da sie bereits drei Mal erfolgreich die Spitzenförderung absolviert hat – sowie an MOUVOIR/Stephanie Thiersch und Ben J. Riepe. Die Vergabe der Fördermittel unterstreicht das Engagement des Landes Nordrhein-Westfalen für die notwendige nachhaltige Förderung zur Weiterentwicklung der zeitgenössischen Tanzszene.
Die Jury
Das Juryverfahren wurde durch das nrw
landesbuero tanz in Kooperation mit dem Ministerium für Kultur und
Wissenschaft durchgeführt. Die Fachjury setzte sich zusammen aus Honne
Dohrmann (Direktor tanzmainz & Künstlerischer Leiter tanzmainz
festival), Anna-Mareen Henke (Künstlerische Leitung Sommerblut
Kulturfestival, Köln), Dr. Elisabeth Nehring (Tanzjournalistin &
Fachstelle Tanz Mecklenburg-Vorpommern), Dr. Constanze Schellow
(Juniorprofessorin für Wissens- und Vermittlungskulturen im Tanz am
Zentrum für Zeitgenössischen Tanz der Hochschule für Musik und Tanz
Köln) sowie Torsten Ehlert (Referatsleitung Tanz und Theater,
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes
Nordrhein-Westfalen).
Pressemitteilung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und Jurybegründungen.
Die Ausschreibung für den nächsten Förderturnus findet im Jahr 2026 statt.
Gegen den Sparkurs in den freien darstellenden Künsten!
Die
Halbierung der Fördermittel des NRW-Kulturministeriums (MKW) in den
freien darstellenden Künsten ist nicht akzeptabel. Die Zukunft der
gesamten Szene ist weiterhin gefährdet.
Wer gehofft hatte,
es gäbe eine Rückkehr zur bisherigen Förderung, wurde enttäuscht: Die
Aussichten bleiben nach der Darstellung durch die Ministerin weiterhin
düster: Für beide Förderprogramme – sowohl im Theater, als auch im
Kinder- und Jugendtheaterbereich – sind massive Kürzungen vorgesehen.
(...) In aller Deutlichkeit appelliert das nrw
landesbuero tanz an das NRW-Kulturministerium, an Ministerin Ina Brandes
und an die Landesregierung, die geplanten und bereits beschlossenen
Kürzungen zurückzunehmen.
Gesamtes Statement nrw landesbuero tanz (19. Mai 2025)
Informationen zum Umgang mit der nächsten Ausschreibung der Spitzen- und Exzellenzförderung Theater und Kinder- und Jugendtheater, zusammengefasst durch das NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste.
Die Kürzungen des NRW-Kulturministeriums (MKW) in den freien darstellenden Künsten kommen einem Kahlschlag gleich.
Die Einsparungen durch die am Jahresanfang beschlossenen Kürzungen von Tanzstrukturen sowie von international ausgerichteten Projekten und Netzwerken sollten laut MKW eigentlich den Künstler:innen zugutekommen. Doch: Weit gefehlt. Das Gegenteil ist der Fall.
Auch die Zielsetzung des MKW [1], wie am 16. Januar 2025 im Ausschuss für Kultur und Medien des Landes NRW verkündet, an der Struktur der Förderprogramme festzuhalten, ist nun nicht mehr belastbar. Hat doch die Prüfung der überjährigen Förderprogramme durch das MKW zu einem katastrophalen Ergebnis für die gesamte freie Szene in den darstellenden Künsten geführt. Die Politik der Landesregierung zielt auf einen massiven Abbau von gewachsenen und wichtigen Kulturprojekte ab. Beabsichtigt ist eine massive Kürzung der dreijährigen Förderprogramme im Bereich Theater und bei Kinder- und Jugendtheatern. Für die verschiedenen Programme bedeutet dies:
Das Ministerium betont mehrfach, dass es auf Grund der Haushaltslage „auf Sicht fahren“ muss. Die Kurzfristigkeit in den Entscheidungen und die Verabschiedung von der Mehrjährigkeit lässt die Künstler:innen jedoch ohne Perspektiven, mit enormem Zeitdruck, maximaler Verunsicherung und dramatischer Existenzbedrohung zurück. Allein die Kurzfristigkeit kommt dem Charakter einer Verkündung gleich und weicht von jedem Gedanken partizipativer Suche nach Lösungen ab. Dialog sieht anders aus! Eine Übergangsfinanzierung für die besonders betroffenen Gruppen würde die notwendige Zeit für strukturelle Anpassungen schaffen.
Darüber hinaus hätten Kürzungen von 50 bis 75 Prozent einen gravierenden Dominoeffekt: Ohne die nötige Kofinanzierung durch das Land sind Bundes- und EU-Fördermittel für viele Kunstschaffende in NRW nicht mehr zugänglich. Auch internationale Kooperationen müssen häufig abgesagt werden, da die notwendige Planungssicherheit und finanzielle Grundlage fehlen. Die Strategie des „Auf-Sicht-Fahrens“ entwickelt sich für die Künstler:innen zur ungebremsten „Fahrt gegen die Wand“.
Das nrw landesbuero tanz appelliert an das NRW-Kulturministerium, an Ministerin Ina Brandes und an die Landesregierung, die für die freie Szene folgenschweren Kürzungsentscheidungen zu überdenken und zurückzunehmen. Die Konsequenzen für die gesamte freie Szene – für Künstler:innen, Strukturen, Häuser, Netzwerke und Festivals – wären so folgenschwer, dass gemeinsam andere tragfähige Lösungen entwickelt werden müssen, um der Abschaffung der herausragenden freien zeitgenössischen Szene in den darstellenden Künsten in NRW entgegenzuwirken.
Das Landesbüro fordert vom Kulturministerium und der Landesregierung frühzeitig mit den exzellenz-, spitzen- und konzeptionsgeförderten Tanzschaffenden in einen transparenten Austausch über die Fortführung der Förderung zu treten. Planungssicherheit, Dialog und partizipative Kommunikation sind kein Luxus. Sie sind die Grundlagen für künstlerische Freiheit, kulturelle Teilhabe und ein lebendiges, demokratisches Kulturleben in NRW. Dies aber wird gerade missachtet.
Köln, 12.05.2025
nrw landesbuero tanz
[1] Quelle: Landtag Nordrhein-Westfalen 18. Wahlperiode Ausschussprotokoll APr 18/805 16.01.2025 Ausschuss für Kultur und Medien 37. Sitzung, S. 45: https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMA18-805.pdf
3sat Kulturzeit: Freie Tanz- und Theaterszene NRW in Gefahr (5. Juni)
General-Anzeiger Bonn: Kürzungen für freie Theater in NRW „Es wird einfach unverhältnismäßig viel kaputt gemacht“ (4. Juni, Paywall)
kultur.west: Vom Kappen der Leuchttürme (Juni-Ausgabe)
nmz.de: Kollaps der freien Theaterszene? (1. Juni)
nachtkritik.de: Essay: Kulturkürzungen in NRW und die Kölner Theaterszene. "Für uns bleibt es eine Katastrophe" (28. Mai)
taz.de: Kulturkürzungen in NRW. Die vollmundigen Versprechen waren leer (28. Mai)
WDR 3, Resonanzen: Freie Kinder- und Jugendtheater in NRW gegen Kürzungen (21. Mai)
WDR: Offener Brief gegen Kürzungen in Spitzen- und Exzellenförderung in NRW (21. Mai)
WDR: Westpol (18. Mai, ab Minute 23)
WDR: Freie Theater in NRW fürchten um ihre Zukunft (16. Mai)
nachtkritik: Köln: Warnung vor Kulturkürzungen (15. Mai)
WDR 3, Resonanzen: Kulturausschuss zu Etatkürzung in freier Szene (15. Mai)
WDR: Freie Theaterszene: NRW-Kulturrat kritisiert Kürzungen (14. Mai)
Bonner General-Anzeiger: Theaterensembles aus Bonn und Köln sehen ihre Existenz bedroht (13. Mai)
tanznetz.de: Kollaps der Freien Szene (13. Mai)
tanzweb.org: Aufruhr in der Tanz- und Theaterszene NRW (13. Mai)
nachtkritik.de: Jugend ohne Zukunft? (13. Mai)
WDR 3 Resonanzen: Kahlschlag in der freien Theaterszene? Interview mit Angie Hiesl (12. Mai)
Deutschlandfunk Kultur: Freie Theaterszene alarmiert: NRW bringt Mittelkürzung auf den Weg. Interview mit Ulrike Seybold (12. Mai)
nachtkritik.de: Freie Szene NRW: Drastische Einschnitte angekündigt (11. Mai)
Stellungnahme NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste (16. Mai)
Statement nrw landesbuero tanz (15. Mai)
Pressemitteilung Kulturrat NRW (14. Mai)
Statement NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste (10. Mai)
Pressemitteilung Freie Szene (10. Mai)
Die Auswahl
Acht Ensembles des Freien Theaters erhalten für die nächsten drei Jahre ab 2022 eine Spitzenförderung im Bereich Theater in Höhe von jeweils 80.000 Euro jährlich. Erneut ausgewählt wurden: Angie Hiesl (Köln), fringe ensemble (Bonn), subbotnik (Düsseldorf) sowie vorschlag:hammer (Duisburg). Neu hinzugekommen sind kgi (Bochum), Rotterdam Presenta (Düsseldorf), Theaterkollektiv Pièrre Vers (Düsseldorf) sowie Marlin de Haan (Düsseldorf).
Ensembles, die drei Mal die Spitzenförderung erhalten haben, steigen – wie bei der Spitzenförderung Tanz – künftig in eine mit 100.000 Euro dotierte Exzellenzförderung auf. Die Exzellenzförderung der Sparte Theater beginnt 2022. Aufgenommen wurden hier die Ensembles Hofmann&Lindholm (Köln / Bochum), halfpastselberschuld (Düsseldorf) und Kainkollektiv (Bochum).
Die Jury
Die Jury bestand aus Megha Kono-Patel
(Dramaturgin am Schauspiel Dortmund), Dietmar Lupfer (Künstlerischer
Leiter des internationalen Kunst- und Kulturzentrums Muffatwerk in
München), Anne Schneider (freie Regisseurin) und Sarah Heppekausen
(freie Autorin und Theaterkritikerin).
Mehr dazu in der Pressemitteilung des Kulturministeriums NRWs mit Jurybegründung.
Die Auswahl
Erneut erhalten diese vier Kinder- und Jugendtheater die Spitzenförderung in Nordrhein-Westfalen: echtzeit-theater (Münster), tanzfuchs Produktion (Köln), TOBOSO (Essen) und pulk fiktion (Köln). Neu hinzugekommen sind Alfredo Zinola (Köln) und performing:group (Köln).
Die Jury
Zur Jury gehörten Kirstin Hess
(Dramaturgin und Theaterpädagogin am Jungen Schauspiel Düsseldorf),
Julia-Huda Nahas (freie Regisseurin, Autorin und Kulturpädagogin), Georg
Kentrup (Regisseur und leitender Dramaturg am Consol Theater
Gelsenkirchen), Jutta Staerk (Dramaturgin und Leiterin des COMEDIA
Theater Köln) und Sascha Westphal (freier Theaterkritiker) sowie Dr.
Stefanie Jenkner (MKW).
Vergeben wird die Förderung jeweils durch das Referat Tanz und Theater des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Das NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste übernimmt die organisatorische Durchführung des Verfahrens und steht Rede und Antwort zu diesem Förderbereich. Die Ensembles werden im Zeitraum von Juli 2022 bis Juni 2025 mit je 80.000 Euro pro Jahr unterstützt.
Weitere Informationen in der Pressemitteilung des Kulturministeriums NRWs.
Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen vergibt alle drei Jahre die Konzeptionsförderung. Gefördert werden kontinuierlich in NRW arbeitende Künstler:innen, Kompanien und Initiativen der Freien Darstellenden Künste mit bis zu 40.000 Euro jährlich. Die Konzeptionsförderung wird alle drei Jahre ausgeschrieben und ist mit der Spitzen- und Exzellenzförderung Tanz, Theater und Kinder- und Jugendtheater ein wichtiger Baustein der Förderstruktur für die Freien Darstellenden Künste.
Mit diesem auf langfristige Unterstützung angelegten Ansatz hat das Land eine bundesweit führende Förderstruktur realisiert, die bessere Rahmenbedingungen für die Arbeit von freien darstellenden Künstlerinnen und Künstlern schafft. Insgesamt können bis zu 35 Einzelkünstler:innen, Ensembles oder Projekte eine Förderung erhalten. Ziel ist es, durch mehr Planungssicherheit die künstlerische Entwicklung zu stärken und die Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern.
Derzeit keine Bewerbungsfrist.
mkw.nrw
Geförderte Ensembles 2023-2025
Liste der geförderten Ensembles